Wie viel sollte die Miete vom Gehalt ausmachen?

Die Wohnkosten sind in den letzten Jahren nicht nur in den deutschen Großstädten gestiegen. Auch kleinere Städte mit bekannten Universitäten und renommierten Unternehmen verzeichnen einen starken Anstieg der Nettokaltmieten. Leistbare und geräumige Wohnungen sind somit vielerorts kaum noch zu finden.

Zwar wachsen die Löhne und Gehälter auch, jedoch nicht in dem rasanten Tempo der Mieten. Besonders betroffen sind Mietpreise bei der Erstvermietung oder der Wiedervermietung. Diese steigen fast doppelt so schnell wie die Einkommen ihrer Mieter.

Langfristig bleibt dadurch immer weniger Geld zum Leben übrig und oft auch die Frage, wie viel Miete kann ich mir leisten?

Faustregeln, um einen angemessenen Anteil der Miete zu berechnen

Es gibt zwei bekannte Faustregeln, die leider nicht besonders aussagekräftig sind. Denn jede einzelne Faustregel berücksichtigt nur das Einkommen. Individuelle Ausgaben werden dabei erst gar nicht beachtet. Die Finanzen eines Haushalts sind jedoch nicht pauschalierbar.

Die 40er-Mietregel

Laut dieser Faustregel soll das Jahresbruttogehalt entweder 40-mal höher als die Miete sein oder die Miete 40-mal kleiner als das Jahresbruttogehalt.

Wenn dir also ein Haushaltsbruttoeinkommen von 35.000 Euro pro Jahr zur Verfügung steht, kannst du dir anhand dieser Regel monatliche Mietkosten von rund 875 Euro leisten. Berechnung: 35.000 Euro dividiert durch 40 ergibt eine Summe von 875 Euro.

Mit einem Jahresbruttogehalt von 60.000 Euro qualifizierst du dich immerhin schon für eine monatliche Miete von 1.500 Euro. Berechnung: 60.000 Euro/ 40 = 1.500 Euro

Als Berufseinsteiger liegt dein Jahresbruttogehalt vielleicht nur bei 25.000 Euro. Die monatliche Miete sollte in diesem Fall nicht mehr als 625 Euro ausmachen. Berechnung: 25.000 Euro geteilt durch 40 ergibt 625 Euro.

Diese Regel nutzt also das Bruttoeinkommen zur Berechnung, obwohl die Miete vom Nettoeinkommen gezahlt wird. Die persönlichen Ausgaben des Haushalts werden in der Berechnung nicht berücksichtigt.

Die 30er-Mietregel

Diese Faustregel ist deutlich bekannter als die 40 Prozent Mietregel. Die 30er-Mietregel besagt, dass die monatliche Miete nicht höher sein sollte, als 30 Prozent des monatlichen Haushaltsnettoeinkommens.

Bei einem monatlichen Nettoverdienst von 2.400 Euro, liegt die angemessene monatliche Miete somit bei 720 Euro. Berechnung: 2.400 Euro * 0,3 ergibt 720 Euro.

Liegt dein monatlicher Nettoverdienst bei 1.800 Euro, kannst du dir laut dieser Faustregel eine monatliche Miete von 540 Euro leisten. Berechnung: 1.800 Euro multipliziert mit 0,3 ergibt 540 Euro.

Diese Faustregel ist schon um einiges genauer, da sie bei dieser Berechnung das Nettoeinkommen des gesamten Haushalts heranzieht. Jedoch werden die individuellen Ausgaben des gesamten Haushalts wieder nicht einberechnet.

Ein Haushaltsbuch ist die bessere Alternative

Die Führung eines Haushaltsbuches ist wohl die exakteste Möglichkeit, um festzustellen, welche Miete du dir tatsächlich leisten kannst. In dieser Kalkulation werden alle persönlichen Ausgaben notiert und zusammen gezählt. Die Summe wird dann vom monatlichen Nettogehalt des Haushalts abgezogen. Mithilfe des Computers lassen sich sowohl einfache als auch detailliertere Varianten erstellen.

Ob du dir mit Excel selbst ein Haushaltsbuch erstellst oder doch zur klassischen Buchform greifst, obliegt deiner persönlichen Vorliebe.

Die Aufschlüsselung der Ein- und Ausgaben könnte für ein monatliches Haushaltsnettoeinkommen von 2.500 Euro so ausschauen:

  • Strom: − 120 Euro
  • Gas: − 70 Euro
  • Telefon, Handygebühren und Internet: − 100 Euro
  • Kfz- Ausgaben (inkl. Kfz-Versicherung): − 200 Euro
  • alle anderen Versicherungen: − 250 Euro
  • Lebensmittel: − 300 Euro
  • Konto (Gebühren, Kreditkarte): − 35 Euro
  • Kleidung: − 100 Euro
  • Freizeitaktivitäten (Ausflüge, Abos): − 150 Euro
  • Rücklagen: − 100 Euro

Restbetrag vor Miete/Betriebskosten wären dann 1.075 Euro.

Diese Auflistung eignet sich nur als Grundgerüst. Denn zu diesen aufgelisteten Ausgaben können noch diverse Vereinsmitgliedschaftsbeiträge, Ausgaben für Haustiere, Alimente, Taschengeld, Kosten für Feiern und Geschenke oder Rückzahlungsraten von Krediten dazukommen.

Zusätzlichen Einnahmequellen wie ein Kindergeld, ein Unterhaltsgeld, eine Unfallrente, ein Stipendium oder Bezüge aus einer selbstständigen Tätigkeit gehören ebenso in die Berechnung mit einbezogen.

Rücklagen für defekte Haushaltsgeräte oder Reparaturen am Auto dienen der eigenen finanziellen Sicherheit und sollten auch nur für diese Bereiche genutzt werden.

Wenn zu wenig Geld übrig bleibt

Prinzipiell geht es darum, nicht über seine eigenen Verhältnisse zu leben. Wenn eine Miete für seinen persönlichen Geldbeutel nicht erschwinglich ist, sollten vielleicht die eigenen Ansprüche überdacht werden.

Verschiedene Ausgaben können durch einen Anbieterwechsel, mit Hilfe von Vergleichsportalen, deutlich reduziert werden. Ein Vergleich von Handytarif, Internetanbieter, Versicherungen, Konto, Kredit, Gasanbieter und Stromanbieter zeigt auf, wo bares Geld eingespart werden kann. Auch nicht benötigte oder alte Verträge sollten regelmäßig ausgemistet werden.

Als Student oder Single wäre auch eine Wohngemeinschaft eine leistbare Alternative. Bewohnst du eine Wohnung mit mehreren Zimmern, kannst du dir natürlich auch einen Mitbewohner suchen.

Wenn mehr Geld über bleibt

Es muss ja nicht immer so sein, dass am Ende des Geldes noch Monat über ist. Vielleicht hast du gerade eine Gehaltserhöhung bekommen oder einen neuen Job angefangen und merkst, dass Geld über bleibt.

Auf dem Girokonto solltest du dieses Geld nicht lassen. Pack dir lieber etwas als Notgroschen (etwa drei Monatsgehälter) bei Seite, eröffne dir ein Depot und fang an dein Geld in ETFs zu investieren. Ich hab damit vor Jahren begonnen und es war die vielleicht beste finanzielle Entscheidung meines Lebens.

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