Stromrechnung prüfen, verstehen und Sparpotential entdecken

Meisten beschäftigt sie uns nur einmal im Jahr, die Stromendabrechnung und dann auch nur, um uns zu ärgern, dass wir wieder so viel nachzahlen müssen.

Viele fiebern Ihrer Stromendabrechnung gerade zu entgegen, weil sie eine gewaltige Nachzahlung bereits erwarten. Aber was ist zu tun, wenn die Nachzahlung ins Haus steht. Dann hilft nur die Stromrechnung mal genau unter die Lupe zu nehmen.

Der Strom bringt dir das Licht in die Bude und will versuchen ein bisschen Licht in die Abrechnung zu bringen.

Die wichtigsten Angaben der Stromrechnung

Für alle diejenigen, für die eine Stromrechnung ein Buch mit sieben Siegeln ist, das hier sind die wichtigsten Angaben.

Die persönlichen Angaben

Die wohl wichtigsten Angaben auf der Rechnung sind die Angaben die dich eindeutig als Kunde identifizieren. Dazu gehören die Kundenummer, die Zählernummer und auch die Rechnungsnummer.

Die Kundennummer bleibt immer gleich und hilft Ihrem Stromanbieter dich unter den Kunden zu finden, falls Sie sich telefonisch oder schriftlich mit ihm in Verbindung setzen wollen.

Die Zählernummer findest du auf deinem Stromzähler und sie bezeichnet die abgerechnete Verbrauchsstelle also die Wohnung, das Haus oder die Gewerberäume oder was auch immer.

Verbrauchsüberblick

Unter dem Hauptpunkt Verbrauch finden sich auf den meisten Stromrechnungen genau Angaben zu Zählerständen, dem Abrechnungszeitraum und dem Gesamtverbrauch in dem entsprechenden Zeitraum.

Der Stromverbrauch wird über den Stromzähler ermittelt.

Der Zählerstand wird am Anfang und zum Ende des Abrechnungszeitraumes gemessen, die Differenz ergibt den endgültigen Stromverbrauch bzw. den Gesamtverbrauch. Hast du aus irgendwelchen Gründen mehrere Stromzähler werden die entsprechenden Werte addiert.

Die Stromversorger haben unterschiedliche Möglichkeiten an die Zählerstände zu kommen. Viele Unternehmen schicken Mitarbeiter zum ablesen, diese notieren die Zählerstände und die ermittelten Werte tauchen dann in der Rechnung auf. Es ist ebenfalls möglich die Zählerstände per Funk abzufragen.

Mittlerweile lesen die Kunden den Stand auch einfach selber ab und übermitteln ihn mit einem passenden Vordruck per Post oder sogar einfach per Telefon. Welche Methode bei dir zum Einsatz kommt, das erfährst du auf deiner Rechnung oder im Zweifel bei deinem Versorger.

Tipp: Du kannst die Zählerstände auch selber ablesen und darüber Buch führen. So kannst du höheren Verbrauch durch z.B. kaputte Geräte feststellen oder später bei der Abrechnung prüfen, ob alle Angaben richtig sind.

Angaben zum Strompreis und Stromtarif

Viele Stromkunden geben spätestens hier auf und versuchen gar nicht weiter ihre Stromrechnung zu verstehen.

Stromtarif, Grundpreis, Arbeitspreis, Abschlagsbetrag, Rechnungsendbetrag und die Abschlagszahlung bilden auf vielen Abrechnungen für Strom ein wirres Durcheinander, das bei den Stromkunden für Resignation sorgt.

Der Stromtarif bestimmt wie viel du für die verbrauchten Stromeinheiten bezahlen musst. Ebenfalls legt der Tarif den Grundpreis und den Arbeitspreis fest. Dein Tarif muss deutlich auf der Rechnung ausgewiesen sein. Solltest du im Verlauf des Abrechnungszeitraums den Tarif gewechselt haben, findest du die Abrechnungszeiträume mit dem jeweiligen Tarif auf der Rechnung.

Der Verbrauch einer Kilowattstunde ergibt die Kosten, die als Arbeitspreis bezeichnet werden. Oft wird auf der Rechnung der eindeutigere Begriff Verbrauchspreis genutzt. Beim Arbeitspreis handelt es sich nicht um einen festen Betrag, sondern um den genauen Preis für die von dir verbrauchte Menge Strom. Der Arbeitspreis kann von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich sein und beinhalten Kosten für die Netznutzung, die Erzeugung des Stroms, Öko- und Mehrwertsteuer, Konzessionsabgabe und die KWK- und EEG-Umlage.

Der Grundpreis ist anders als der Arbeitspreis eine feste Größe die in jeder Rechnung enthalten ist und entweder monatlich oder jährlich fällig wird. Entstehende Kosten des Stromversorgers für Abrechnung, Stromzählerbereitstellung und Miete sowie für Leistungsbereitstellung bilden den Grundpreis.

Abschlagsbetrag und Rechnungsbetrag

Die bereits entrichteten Abschläge an den Stromversorger bilden Abschlagsbetrag. Dieser Abschlagsbetrag wird von dem endgültigen Rechnungsbetrag abgezogen und so ergibt sich eine Nachzahlung oder im besten Falle sogar eine Rückzahlung.

Sonstige Angaben

Oft finden sich noch weitere Angaben auf den Rechnungen z.B. der Strommix, der dir genau zeigt, wo dein Strom her kommt und wie er sich zusammensetzt, also Wasserkraft, Kohle oder Kernenergie.

Hinweis: Solltest du auf deiner Rechnung Posten finden, die du dir absolut nicht erklären kannst, scheu dich nicht davor deinen Stromanbieter zu Fragen. Falls der Stromanbieter nicht zufriedenstellend erklären kann, wie sich deine Rechnung zusammensetzt, dann ist es an der Zeit für einen neuen Stromanbieter.

Wenn die Stromrechnung deutlich zu hoch ist

Eine richtig dicke Stromrechnung hat bestimmt jeder von uns schon einmal bekommen. Ist die Stromrechnung aber doppelt so hoch wie im Vorjahr oder sogar mehr als das Doppelte und das obwohl sich eigentlich nicht viel geändert hat im Haushalt. Dann kann es gut sein, dass Ihre Stromrechnung einfach falsch ist.

Doch was kann man machen, wenn die Stromabrechnung alle Rekorde sprengt?

Sofortmaßnahmen im Überblick

Grundsätzlich gibt es einige Dinge die du sofort prüfen kannst, wenn die zu hohe Stromrechnung bei dir eingetrudelt ist.

Den Empfänger überprüfen: Es soll schon vorgekommen sein, dass Stromanbieter Adressen und Empfänger im System vertauscht haben und Rechnung einfach an den falschen Kunden gegangen ist.

Den Zählerstand überprüfen: Denn schon ein kleiner Zahlendreher im Zählerstand kann einen erheblichen Unterschied auf der Endabrechnung machen. Das ist auch der Grund, warum du am besten selbst in regelmäßigen Abständen deinen eigenen Zählerstand abliest.

Stromzähler überprüfen lassen: denn es kann schon mal passieren, dass so ein Stromzähler kaputt geht. Du kannst so eine Überprüfung ganz einfach bei deinem Stromanbieter beauftragen. Wichtig, sollte der Zähler in Ordnung sein, trägst meist du die Kosten für die Überprüfung. Defekte Zähler sind wirklich sehr selten, kommen aber trotzdem vor.

Nutzt jemand deinen Strom mit? Gerade in Mehrfamilienhäusern kann es schon mal sein, dass der Hauselektriker etwas eilig deine Nachbarn bei dir mit anschließt. Mit einem einfach Test kannst du überprüfen ob jemand deinen Strom mit nutzt. Schalte alle Geräte in deinem Haushalt ab, am besten über den Sicherungskasten. Wirf dann einen Blick auf deinen Stromzähler, wenn er sich weiter dreht stimmt irgendetwas ganz und gar nicht.

Mit diesen vier Tipps kannst du, auch wenn sie super selten sind, schnell und sicher überprüfen ob Fehler vorliegen oder ob wirklich du allein an dem hohen Verbrauch schuld bist.

Sollte der Fehler nicht bei dir liegen gibt es unter Umständen sogar die Möglichkeit, mit einem Sonderkündigungsrecht aus einem Vertrag mit Restlaufzeit heraus zu wechseln.

Sonderkündigungsrecht

Neben grober Fahrlässigkeit gibt es eigentlich nur einen wirklichen Grund für ein Sonderkündigungsrecht bei Stromtarifen und das ist eine Preiserhöhung.

Zwar haben die meisten Stromanbieter, die ihre Tarife über Stromvergleichsportale anbieten, eine sogenannte Festpreisgarantie d.h. dass sich über die Vertragslaufzeit der Preis nicht erhöht. Diesen Zusatz haben aber eben nicht alle, oder sie haben ihn nur die ersten 24 Monate oder oder.

Worauf ich eigentlich hinaus will ist folgendes: Wenn der Stromanbieter die Preise erhöht kannst du Kündigen und sofort wechseln. Wenn du eine Preiserhöhung bekommst, dann setzt du am besten sofort (bzw. innerhalb der nächsten 14 Tage) eine Kündigung auf und berufst dich auf dein Sonderkündigungsrecht laut § 41 Abs. 3 EnWG.

Um dann möglichst nahtlos zu einem neuen Versorger zu wechseln bemühst du am besten ein Stromvergleichsportal oder gleich mehrere und suchst dir einen besseren Tarif.

Oft wird fälschlicherweise angenommen eine hohe Endabrechnung wäre ebenfalls ein Fall für das Sonderkündigungsrecht, das stimmt aber leider nicht.

Andere Ursachen für zu hohe Stromnachzahlungen

Sind technische Fehler ausgeschlossen, wird die Suche nach dem Schuldigen für die hohe Stromrechnung schwieriger.

Strom wird immer teurer, das ist natürlich auch ein Grund für die ständig teureren Stromkosten aber Nachzahlungen die das Doppelte oder Dreifache über dem normalen Verbrauch liegen sollten auf jeden Fall genau überprüfen werden.

Als Orientierung habe ich den durchschnittlichen Stromverbrauch für einen Haushalt nach Größe zusammengestellt. Gerade wenn du das erst Mal mit einem Stromvergleichsportal arbeitest, kann es schon mal vorkommen, dass der von dir angegebene Verbrauch niedriger ist als der tatsächliche Verbrauch.

  • Ein-Personen-Haushalte: 1500 bis 1900 kWh
  • Zwei-Personen-Haushalte: 2600 bis 3300 kWh
  • Drei-Personen Haushalte: 3700 bis 4500 kWh
  • Vier-Personen-Haushalte: 4600 bis 5500 kWh

Achtung, diese Angaben sind nur Richtwerte, dein persönlicher Verbrauch kann natürlich je nach Nutzungsverhalten abweichen, deswegen ist es immer besser eine alte Endabrechnung zur Hand zu haben und den dort verzeichneten Jahresverbrauch als Grundlage zu nutzen.

Noch mehr Gründe für hohen Stromverbrauch

Oft sind alte Haushaltsgeräte schuld an zu hohen Stromkosten. Nicht selten sind es Großgeräte die irgendwo im Keller, in einer Ecke vor sich hin brummen.

Alte Großelektrogeräte wie z.B. Kühlschrank, Waschmaschine oder auch der Trockner sind die größten Energiefresser in deutschen Haushalten. Moderne Geräte verbrauchen bis zu 50% weniger Strom als die Alten. Auch neue Kühl- und Gefrierschränke können deutlich über ihrem eigentlichen Nutzlevel liegen. Achten darauf, dass Geräte die kühlen sollen, nicht vereisen. Durch die dicke Eisschicht die sich schnell bilden kann, muss das Elektrogerät deutlich mehr Energie aufbringen um dieselbe Leistung zu erzielen.

Kaputte Haushaltgeräte können noch funktionieren, manchmal bekommt man gar nicht mit, dass ein Gerät einen Defekt hat. Dieser Fehler kann allerdings zu einem massiven Mehrverbrauch an Strom führen.

Defekte oder verkalkte Boiler sind ebenfalls sehr weit vorne, wenn es darum geht übermäßig viel Strom zu verbrauchen. Kalk und Ablagerungen auf den Heizstäben können wie eine Isolierung wirken. Der Boiler braucht dann deutlich mehr Energie um das Wasser zu erhitzen.

Kriechstrom kann ein Grund für hohen Stromverbrauch sein. Allerdings ist dieses Phänomen sehr selten. Ursache für Kriechstrom sind ungenutzte Kabel aus denen der Strom einfach heraus kriecht.

Ob es die alten Haushaltsgeräte sind lässt sich schnell überprüfen in dem man einfach kurz überlegt, wie alt sie tatsächlich sind oder bzw. man einfach mal im Internet recherchiert wie hoch der Stromverbrauch von dem Dinosaurier im Keller wirklich ist.

Versteckte Stromfresser finden

Um heraus zu finden, ob eines deiner älteren Geräte einen Defekt hat und deswegen vielleicht übermäßig viel Strom verbraucht, ist gar nicht so schwer.

Im ersten Schritt solltest du einige Wochen, bei selber Anzahl Personen im Haushalt und gleichem Nutzungsverhalten, die Zählerstände aufschreiben. Ich weiß, das ist nervig aber stellst du nun fest, dass die Werte von Woche zu Woche, bei den selben Voraussetzungen, stark schwanken, dann ist vermutlich ein defektes Haushaltsgerät der Grund.

Aufspüren kannst du die Stromfresser dann mit einem Strommesser*. Alternativ zum Kauf kann man eigentlich bei den meisten ansässigen Stromanbietern einen Strommesser ausleihen.

Wie einen Adapter schließen du das Messgerät nun zwischen Haushaltsgerät und Steckdose um den tatsächlichen Stromverbrauch zu ermitteln. Das kostet zwar alles ein bisschen Zeit, kann bei einem defekten Großgerät aber echt eine Menge Geld sparen.

Alles klar, das war es soweit erst mal von mir und ich hoffe ich konnte dir das nötige Rüstzeug geben, um die nächste Stromrechnung etwas genauer unter die Lupe nehmen zu können und zu merken, falls da etwas nicht stimmt.

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